
Wird der Kieferknochen nicht belastet, z.B. weil ein Zahn an dieser Stelle entfernt werden musste, bildet sich der Knochen zurück. Es kommt zum Knochenschwund. Anhand eines dreidimensionalen Röntgenbildes (DVT) kann genau beurteilt werden, wieviel Knochen vorhanden ist. Selbst wenn nur noch wenig Restknochen verfügbar ist, lässt sich in fast jeder anatomischen Situation trotzdem noch eine Implantatversorgung realisieren. Voraussetzung dafür ist dann ein Knochenaufbau. In der Regel kann der Eingriff unter örtlicher Betäubung durchgeführt werden. Wir benutzen als Knochenersatzmaterial grundsätzlich hochwertige und etablierte Materialien gemischt mit Eigenknochen.
Doch wie genau wird ein Knochenaufbau durchgeführt? Und welche verschiedenen Behandlungsmethoden gibt es? Als implantologische Schwerpunkpraxis informieren wir Sie im folgenden über routinemäßig bei uns durchgeführte Eingriffe für den Knochenaufbau (Knochenaugmentation).
Laterale Augmentation
Ist der Knochendefekt nicht so groß, kann in der gleichen Sitzung nach Implantation Knochenersatzmaterial gemischt mit Eigenknochen an die fehlende Stelle aufgetragen werden. Zusätzlich wird eine Kollagenmembran appliziert, um den Knochenaufbau zu stabilisieren und eine ungestörte Regeneration zu ermöglichen. Die laterale Augmentation ist die am häufigsten durchgeführte knochenaufbauende Maßnahme. Der körpereigene Knochen wird in der Regel durch einen sogenannten Knochensauger während der Implantation gewonnen.

Externer Sinuslift, Sinusbodenelevation

Der externe Sinuslift bzw. laterale Sinuslift ist eine augmentatives Verfahren für den Oberkiefer. Die Wurzeln der oberen Backenzähne sind im sogenannten Sinusboden verankert, welcher die Kieferhöhle von der Mundhöhle trennt. Ist der Sinusboden zu dünn für ein Implantat, muss dieser verbreitert werden. Dafür wird die Schleimhaut der Kieferhöhle angehoben und der Zwischenbereich mit Knochenersatzmaterial gefüllt. Der Zugang zu dieser sogenannten Schneider’schen Membran wird durch die Präparation eines knöchernen Fensters zur Kieferhöhle erreicht. Wenn der Sinusboden noch eine ausreichende Restdicke hat, können die Implantate in der gleichen Sitzung gesetzt werden. Man spricht dann von einem einzeitigen Sinuslift. Ist der Knochen dagegen zu dünn, wird zuerst nur der Knochenaufbau ausgeführt und 4-6 Monate später dann die Implantation. In diesem Fall spricht man von einem zweizeitigen Sinuslift.
Interner Sinuslift
Im Gegensatz zum Externen Sinuslift wird beim Internen Sinuslift auf die Präparation eines Knochenfensters zur Kieferhöhle verzichtet. Somit stellt dieser Eingriff ein sehr minimalinvasives und patientenschonendes Verfahren dar. Hier wird ein Teil des Kieferhöhlenbodens über den Schacht der Implantatbohrung durch sogenannte Osteome angehoben. Diese Methode lässt sich nur anwenden, wenn das Knochendefizit lediglich wenige Millimeter beträgt.

Knochenblock

Ein Aufbau mit einem Knochenblock wird häufig im Frontzahnbereich durchgeführt, wenn der Knochen dort zu dünn ist für eine Laterale Augmentation. Dafür wird im Bereich des Kieferwinkels des Unterkiefers ein zusammenhängendes Knochenstück entnommen. Ein sanftes und sicheres Verfahren für die Knochenblockentnahme ist die Piezochirurgie, welche auch in unserer Praxis angewandt wird. Der Knochenblock wird dann an die benötigte Stelle verpflanz bzw. transplantiert und fest angeschraubt. Da hier körpereigene (autologe) Knochen verwendet wird, ist die Verträglichkeit sehr gut. Nach einer Einheilzeit von ca. 4 Monaten ist der Knochenblock fest mit dem ortständigen Knochen verwachsen und das Implantat kann dann sicher gesetzt werden.
Schalentechnik, Schalentechnik nach Khoury
Die Schalentechnik ist ein anspruchsvolle, aber sehr effiziente Methode, um Knochen zu gewinnen. Im Gegensatz zum Knochenblock werden hier dünne Knochenschalen um einen Knochendefekt angeschraubt. Diese bilden ein umschließende Hülle, welche dann mit einer Mischung aus Eigenknochen und Knochenersatzmaterial aufgefüllt werden kann. Als Eigenknochen dienen Knochenspäne oder Knochenchips, welche zum Beispiel durch einen sogenannten Bone Scraper gesammelt werden kann.

Die Verwendung von Eigenknochen ist aufgrund seiner guten Bioverträglichkeit der Goldstandard in der Knochenaugmentation. Der Knochenaufbau wird zu stabilen, neuen Knochen umgebaut und neue durchblutet (Revaskularisation). Dieser Prozess braucht Zeit, weswegen ein Knochenaufbau 4-6 Monate unbelastete einheilen muss, bevor hier implantiert werden kann. Mit der Schalentechnik lässt sich der Knochen sowohl vertikal als auch horizontal verbreitern und eröffnet damit dem erfahren Implantologen viele Möglichkeiten.
Bone-Spreading, Kieferkammspreizung

Ist der Kieferkamm zu schmal (Alveolarkammatrophie), ist die Bone-Sreading-Technik in vielen Fällen ein geeignetes Verfahren für eine simultane Augmentation und Implantation. Bei dieser Methode wird der schmale Kieferkamm mit Hilfe der ultraschallbetriebenen Piezochirurgie schonend in der Mitte durchtrennt und mit speziellen Meißeln aufgespreizt. Der dadurch entstehende Spalt wird mit einem Gemisch aus Eigenknochen und Knochenersatzmaterial aufgefüllt. Die in der gleichen Sitzung mittig inserierten Implantate sorgen zudem dafür, dass die auseinander gespreizten Kieferkammhälften nicht wieder zusammenfallen. Auf dieser Weise wird eine langfristige Verbreiterung des Kieferkamms erreicht.
Titan-Gitter, Individualisierte CAD/CAM-Titanmesh
Diese relativ neue Augmentationstechnik eignet sich besonders für größere vertikale und laterale Knochendefekte. Mit Zuhilfenahme eines dreidimensionales Röntgenbildes und einer speziellen Software wird ein patientenspezifisches Titangitter mittels CAD/CAM-Technik hergestellt, welches maßgeschneidert zum Knochendefekt passt. Der Knochendefekt wird während der OP mit Knochenersatzmaterial und Eigenknochen aufgefüllt und anschließend mit dem Titangitter abgedeckt.
Dieses sogenannte "Titanmesh" wird fest eingeschraubt und stabilisiert den Knochenaufbau vor äußeren Einflüssen.

Eine belastungsfreie Einheilzeit von 4-6 Monaten ist eine wichtige Voraussetzung, damit ein Knochenaugmentat mit dem ortständigen Knochen verwachsen und zu neuem Knochen umgebaut werden kann. Ein weiterer wichtiger Entscheidungsfaktor für den klinischen Erfolg ist eine spannungsfreie Weichteildeckung des Knochenaufbaus. Zwar kommt es bei dieser Technik zu einem leicht höheren Risiko einer Wunddeshiszenz, d.h. die Wundränder gehen auseinander. Jedoch führt das bei diesem Verfahren seltener zu einem Totalverlust des Knochenaugmentates.
PRGF
Die beste Situation liegt vor, wenn der eigene Knochen für eine Implantation ausreicht. Um die besten Voraussetzungen dafür zu schaffen und sowenig Knochenrückgang wie möglich zuzulassen, legen wir großen Wert auf eine knochenschonende Zahnentfernung. Wenn abzusehen ist, dass später eine Implantation geplant ist, kombinieren wir die Zahnentfernung mit der Anwendung von PRGF. PRGF steht für "Plasma Rich in Growth Factors", ein mit Wachstumsfaktoren angereichertes Blutplasma. Dafür wird Ihnen vor dem Eingriff Blut abgenommen, zentrifugiert und über ein spezielles Verfahren das PRGF gewonnen. In die Wunde eingelegt, fördert es das Knochenwachstum und verbessert die Wundheilung. PRGF wird deswegen auch bei Knochenaufbauten unterstützend eingesetzt.
